Japanische Mythologie in fesselnden Farben
Ausstellung von Bärbel Steffens im Rathaus Schwanewede mit 34 großformatigen Werken
VON IRIS MESSERSCHMIDT
Schwanewede. Ursprünglich kommt sie von der Landschafts- und Portraitmalerei. Doch Bärbel Steffens war auf der Suche nach ihrem eigenen Weg, nach neuen Möglichkeiten des Ausdrucks. Die fand sie – in der ihr eigenen Farb- und Materialwahl. Ergebnisse, die in einer Ausstellung derzeit kraftvoll von den Rathauswänden in Schwanewede leuchten. „Es ist erkennbar Kunst, wenn der Künstler in seinen Werken erkennbar seinem selbst gewählten Thema folgt.” Folgt man diesem Zitat der ausgebildeten Künstlerin Marlies Batz, dann fällt selbst dem Laien auf, dass Bärbel Steffens diese Weisheit schon seit Jahren zur Umsetzung ihrer Werke nutzt. Der Start in der Worpsweder Malschule 1962, diverse Projekte, Ausstellungen und Ausflüge in verschiedene Kunststile bildeten für Bärbel Steffens die solide Basis, um ihren heute abstrakt anmutenden Bildern eine fesselnde Tiefe zu verleihen. Kunst, das ist ebenfalls die Form, den Dinen des Lebens ein anderes Gesicht zu verleihen – beziehungsweise den Dingen, die den Künstler beeindrucken. Für Bärbel Steffens ist dies die philosophische Weltanschauung des Taoismus und die japanische Mythologie. Die Anschauungen der Asiaten zur Vergänglichkeit und ihr entspannter Umgang mit dem Tod faszinieren sie. Während der Umgestaltung des eigenen Gartens in eine kleine, asiatische Oase drängte nicht nur ihre Naturverbundenheit an die Oberfläche. Bärbel Steffens erkannte, dass der bedeutungsschwere Hintergrund des Steins in der japanischen Mythologie ihr Weg zur Gestaltung der eigenen Gefühle im Bild ist. Wie der Tod den Abschluss des Lebens kennzeichnet, ist der Sand durch die Naturgewalt der Abschluss des Steins. Es ist nicht allein die Mischung aus Ölfarbe und Sand oder die damit einhergehende plastische Darstellung, sondern es ist der lange Prozess der Entstehung, der Bärbel Steffens Werken eine besondere Ausstrahlung verleiht. Erdverbundene Grundtöne, die vordergründig eine beruhigende Wirkung ausstrahlen, während Komplementärfarben das Bild zum einen unterstützen, zum anderen gegensätzlich wirken. Die Künstlerin selbst bezeichnet es als „dynamische Ruhe”, was die Betrachter während der Vernissage durchaus nachvollzogen. Wenn auch Bürgermeister Harald Stehnken – nach eigenem Bekunden Kunstlaie – zur Eröffnung der Ausstellung den vorgegebenen Worten der Künstlerin folgte, seine Aussage kam von Herzen: „Die Farben gefallen mir ausgesprochen gut.” Der Hausherr freute sich, mit dieser Ausstellung im Rathaus den Besuchern erneut ein besonderes Stück Kultur bieten zu können. Für einen besonderen Auftakt während der Vernissage hatte darüber hinaus auch die Künstlerin gesorgt. Die Ausstellungseröffnung wurde nämlich musikalisch von Dirk Piezvulka und Martin Flindt begleitet. Die Ausstellung „Dynamische Ruhe“ mit 34, teils sehr großformatigen Werken von Bärbel Steffens ist noch bis Donnerstag, 16. September zu den üblichen Öffnungszeiten — Montag bis Mittwoch, 8 bis 16, Donnerstag, 8 bis 18 sowie Freitags, 8 bis 12 Uhr im Rathaus Schwanewede zu sehen.
09.2010 – Osterholzer Anzeiger
Bilder vom Sein und Nichtsein
Bärbel Steffens zeigt in einer Werkschau irformelle Kunst
VON EVA KAIRIES
Schwanewede. Die Wände des Rathauses in Schwanewede strahlen bis zum 16. September eine ruhige Eleganz aus – das dürfte an den Bildern der Künstlerin Bärbel Steffens liegen, die bis dahin ihre Malerei dort der Öffentlichkeit zugänglich macht. Inspiriert von der Natur, hat sich die Malerin von der gegenständlichen Malweise in die abstrakte entwickelt. Strukturen, die aus mitverarbeiteten Materialien wie Sand herrühren, geben den Bildern einen haptischen, einen berühr- und betastbaren Moment. Ruhige, warme Töne werden auf ihren Bildern von Details unterbrochen und beunruhigt, ohne dabei den harmonischen Kontext zu stören oder gar zerstören. „Meine Bilder sind kraftvoll, energisch und gleichzeitig ruhig“, sagte sie. „Sie sind von dynamischer Ruhe. “ Bärbel Steffens zeigt. „Dynamische Ruhe” Besonders haben es der Stendor- ferin der Taoismus und die japanische Mythologie angetan. Ihr eigener Garten, asiatisch angelegt als eine kleine Welt im Großen, diene ihr als inspiration zur philosophischen Weltanschauung, hier besonders die überlegten Anschauungen der Asiaten zur Vergänglichkeit und deren entspannteren Umgang mit dem Tod. Das künstlerische Auseinandersetzen mit der untrennbaren Einheit von Leben und Tod, das im Japanischen mit dem Schriftzeichen Shoji ausgedrückt wird, ließ sie die Symbole Stein und Sand verwenden, wobei der Stein das Symbol für übermenschliche Seinsqualität sei und Sand für den metaphysischen Zusammenhang von Sein und Nichtsein stünde. Spontan, erfuhren die Ausstellungseröffnungsgäste im Ratssaal, male Steffens nicht. Die Suche nach Raum und Rhythmus einer ganzen Werkgruppe koste durchaus Wochen und Monate. Immer wieder trüge sie mit Pinsel und Spachtel und Schwämmchen Ölfarbe auf, so lange bis eine reliefartige Struktur entstünde. „Die Farben müssen ihre Farbigkeit dabei erhalten, es darf kein ungewollter Mischton entstehen“, erklärte sie ihre Arbeitstechnik. lm unteren Flur hat die Künstlerin die Bilderreihe „Wabi-Sabi“ hängen lassen, was so viel wie „verhüllte Schönheit, gebrochener Glanz des Mondes“ bedeuteten soll. Das ‚Alte, Morbide habe seine eigene Ausstrahlung, seine eigene Schönheit. „Das lässt sich durchaus auf uns Menschen übertragen“, sagte sie und ließ so unwillkürlich das Altwerden als eine Frage der ruhigen Dynamik attraktiv werden.
Inspiriert von der Natur und dem Kosmos im Kleinen
Ausstellung von Bärbel Steffens im Schwaneweder Rathaus
Schwanewede. Angefangen hat Bärbel Steffens mit Landschafts- und Porträtmalerei. Im Laufe der Jahre löste sie sich aber vom sichtbaren Gegenstand und der damit verbundenen Malweise. Heute sind ihre Bilder abstrakt angelegt. Davon können sich derzeit die Besucher im Rathaus Schwanewede überzeugen. Die Arbeiten von Bärbel Steffens sind keine Abbilder der Natur, jedoch von der Natur inspiriert. Der Kosmos im Kleinen, diese Welt der Ruhe und Besinnung, sei das Kräfte- und Energiefeld ihrer künstlerischen Arbeit, so die gebürtige Bremerin, die sich künstlerisch unter anderem in der Worpsweder Malschule, im Atelierhof Bremen und im Gerhard-Marcks Haus Bremen weiterbildete. Nicht zuletzt durch ihren Garten, der von ihr auf asiatische Weise gestaltet wurde, setzt sie sich besonders mit der philosophischen Weltanschauung des Taoismus und der japanischen Mythologie auseinander. Die überlegten Anschauungen der Asiaten zur Vergänglichkeit und deren entspannter Umgang mit dem Tod faszinieren Bärbel Steffens. Die Künstlerin, die auf zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen verweisen kann, malt nicht spontan. Für eine Werkgruppe braucht sie nach eigenem Bekunden Wochen und Monate. Die Suche nach Raum und Rhythmus ist bei ihr ein Prozess. Immer wieder trägt sie mit Spachtel, Pinsel und Schwämmchen Ölfarbe auf, bis eine reliefartige Struktur entsteht. So sind ihre Bilder kraftvoll, energisch – und gleichzeitig ruhig. Die Ausstellung „Dynamische Ruhe“ kann noch bis zum 16. September im Rathaus Schwanewede, besichtigt werden und zwar zu folgenden Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch 8 bis 16 Uhr, Donnerstag 8 bis 18 Uhr und Freitag 8 bis 12 Uhr.