07.10.2009 – Osterholzer Kreisblatt
Bilder von spröder Schönheit im Ritterhuder Rathaus
Von Gabriela Keller
Ritterhude. Vor jeder neuen Arbeit steht für Bärbel Steffens das Naturerlebnis. Allein mit sich und der Landschaft entwickelt die Malerin Ideen für neue Bilder. Es ist ein meditativer Prozess, der sich im Stillen vollzieht. Ruhe strahlen auch ihre Bilder aus, die jetzt bis 13. November im Rathaus Ritterhude zu sehen sind. Werke von spröder Schönheit aus einem Gemisch von Ölfarben und Sand hängen im Foyer. Die abstrakten, formal sehr reduzierten und bis auf eine Ausnahme farblich zurückhaltenden Arbeiten widersetzen sich einer Betrachtung, die nach sichtbaren Motiven oder kompositorischen Regeln sucht. Es ist keine auf den ersten Blick gefällige Kunst. Zehn identisch große Arbeiten, jede 1,20 Meter hoch und 80 Zentimeter breit, wirken zunächst eher spenig. Unregelmäßig geformte dunkelbraune Flächen, teilweise mit schwarzen Verkrustungen durchsetzt, kontrastieren mit Bereichen in hellen Erdtönen. „Wabi-sabi“ nennt Bärbel Steffens ihren Bilderzyklus, an dem sie eineinhalb Jahre gearbeitet hat. Der Begriff aus dem Japanischen bezeichnet eine „verhüllte Schönheit, den gebrochenen Glanz des Mondes“ und ist zugleich der Inbegriff dessen, was Japaner in der Kunst als schön erachten. Die Ritterhuder Bürgermeisterin Susanne Geils zitierte dazu bei ihrer Einführung in die Ausstellung einen deutschen Ostasienwissenschaftler: „Es geht um die Hoheit, die sich in der Hülle des Unscheinbaren verbirgt, die herbe Schlichtheit, die dem Verstehenden doch alle Reize des Schönen offenbart.” Diese versteckten Reize finden sich auch in den Bildern von Bärbel Steffens. Die Schönheit ihrer Werke enthüllt sich in feinen Farbschattierungen des mit Ölfarbe gemischten oder übermalten Sandes. Im Spiel von hellen und dunklen, großen und kleinen, ebenen und reliefartig strukturierten Flächen. Von sandbedeckten und sandfreien Bereichen, die den Blick auf vielschichtige Farbgründe freigeben. Die 1945 in Bremen geborene Malerin, die seit 1999 freischaffend arbeitet, verwendet für ihre Werke Sand in fünf verschiedenen Körnungen. „Der Sand ist für sie nicht nur ein Mittel, um reliefartige Plastizität in ihren Bildern zu erreichen”, führte Geils bei der Eröffnung aus. Die Künstlerin verknüpfe Sand gedanklich mit Erde, Stein, Erdgestein. Materialien, die sie mit Leben und Tod in Verbindung bringt. „Vergänglich – lebendig” hat Steffens ihre Ausstellung betitelt. Blickfang in Rot und zugleich das mit 1,60 mal zwei Meter größte Bild ist eine Arbeit mit dem Titel „Haiku“, einem Begriff aus der japanischen Dichtkunst. Die Verswerke haben häufig die Natur zum Thema. Eine „so“ nach dem japanischen Wort für Gras genannte Gruppe kleiner quadratischer Arbeiten zeigt zarte, heitere Farbkompositionen in verschiedenen Grün- und Grautönen. Susanne Geils gab den Besuchern bei der Eröffnung auch einen Einblick, wie die Bilder der seit 2008 in Ritterhude lebenden und arbeitenden Künstlerin entstehen. Auf die am Boden liegende Leinwand malt Steffens zunächst große Schattierungen auf. Die Ölfarbe wird an der Staffelei aufgetragen, der Sand wieder am Boden.
19.05.2009 – Wümme-Zeitung, Lilienthal-Borgfeld
Landschaft und Himmel prägen ihre Kunst
Ausstellungseröffnung mit Bärbel Steffens und Renate Hoffmann in Murkens Hof
Von Sabine v. der Decken
Lilienthal. Auf den ersten Blick „sind sie sehr unterschiedlich, aber beim zweiten Hinsehen erschließen sich viele Gemeinsamkeiten der beiden Künstlerinnen Bärbel Steffens und Renate Hoffmann. Im Rahmen der Frauenzeit 2009 stellen die beiden Malerinnen ihre Bilder in “Murkens Hof”‚ im Lilienthaler Rathaus unter dem Titel „FarbRäume“ bis zum 26. Juni aus. Bürgermeister Willy Hollatz eröffnete am Sonntagmorgen die Ausstellung in Murkens Hof und bedankte sich bei der Kulturbeauftragten Antke Bomemann für ihr Engagement, durch das immer wieder Künstler aus der näheren und weiteren Umgebung von Lilienthal Gelegenheit finden, hier ihre Werke zu zeigen. Die Ausstellung „FarbRäume“ bildet einen weiteren Höhepunkt in der Veranstaltungsreihe „Frauenzeit”, so Bememann. In ihrer Einführung wies die Kulturbeauftragte auf die verbindenden Elemente zwischen Bärbel Steffens und Renate Hoffmann. Beide Künstlerinnen stammen aus dem Norden, dessen besondere Landschaft, Himmel, Menschen und Architektur ihr Schaffen beeinflussten. Erst relativ spät kamen beide zur Kunst. Als glückliche Seherin und Gestalterin bezeichnete Antke Bomemann die Ritterhuder Malerin Bärbel Steffens, die in ihrem Umfeld und durch ihre Kunst die philosophische Weltanschauung des Taoismus lebt; Ihre im Lilienthaler Rathaus ausgestellten, großformatigen Ölbilder symbolisieren oft den Umgang mit Leben und Tod. Titel sucht man vergebens auf den Bildern, deren Linien an asiatische Schriftzeichen erinnern. Durch dicke Farbaufträge mit Pinsel, Spach- und Schwamm schafft Bärbel Steffens, deren Vorbilder Emil Schumacher und Antoni Täpies sind, reliefartige Strukturen in Erdtönen. Seit Sonntag liegt nun ein Geruch nach Ölfarben in der Luft des Rathauses. Sowohl im Rathaus als auch in Murkens Hof verweisen die Inhalte der dort aufgestellten Vitrinen auf die jeweils andere Künstlerin, der Gemeinschaftsausstellung.
Entschieden hatten sich die zwei Malerinnen‚ ihre Werke zwar unter einem gemeinsamen Titel, aber unter verschiedenen Dächern, nämlich dem des Rathauses und von Murkens Hof, zu zeigen. Die Bremer Künstlerin Renate Hoffmann charakterisiert sich als ordentlich, pflichtbewusst und ehrlich‚ Eigenschaften, die Vordergründig nicht alle unbedingt denen eines Künstlers entsprechen. Auch sie kam erst spät zur Kunst, dann aber mit Macht. Erst im Alter von 50 Jahren begann sie ein Studium an der Akademie der Künste in Bremen, bestand ihr Diplom mit Auszeichnung ‚ und wurde Meisterschülerin. Als Seherin‚ die sich durch Architektur inspirieren lässt, bezeichnete Bornemann die Bremer Künstlerin. Sie schöpft aus der Realität und lässt neue Forrnen entstehen. Dabei bedient sie sich der unterschiedlichsten Techniken und Mahlmittel wie Radierung, Aquarell, Öl und Alugraphie. Übermalungen, die das Ursprüngliche verdecken, stehen für die suche nach Raum und Zeit. Im-Rahmen ihrer Beschäftigung mit dem Thema Brücken, entstanden Künstlerbücher mit. Brückenausschnitte historischer Gemälde, die die Malerin neu definierte. Auf der Suche nach Bremer Brücken der Gegenwart folgte sie dem Lauf der Straßenbahnlinie 1‚ deren Ergebnisse in der Ausstellung in Murkens Hof zu sehen sind. Noch bis zum 26. Juni ist die Ausstellung „FarbRäume” im Lilienthaler Ratshaus und in Murkens Hof zu sehen.